Bericht über das LBWL Orchesterseminar 26.-29. Mai 2022

Gelungener musikalischer Höhepunkt: Das Abschlusskonzert mit der großen Schubert Sinfonie in der Wandelhalle in Bad Mergentheim

George Gershwin hat einmal gesagt, dass er bei schönem Wetter nicht so gerne komponierte, weil er dann lieber die Schönheit der Natur genießen wollte. Beim diesjährigen Orchesterseminar des Landesverbands Baden -Württembergischer Liebhaberorchester e.V. ließ sich beides, das Genießen der schönen Natur und das Musizieren, gut miteinander kombinieren. Auf den dankenswerterweise vom Leitungsteam Lukas Knapp und Jeanette Englmann zur Verfügung gestellten Fotos lässt sich das deutlich erkennen. Beim musikalischen Höhepunkt, dem Abschlusskonzert in der Wandelhalle in Bad Mergentheim, standen die Große Sinfonie in C-Dur von Franz Schubert und die bekannte Konzertouvertüre von Anton Bruckner in g-moll auf dem Programm.

In der schönen Umgebung von Weikersheim, und gut verpflegt von dem netten Küchenteam in der Musikalischen Bildungsstätte ein so ansprechendes Konzertprogramm einzuüben, das ist auf jeden Fall etwas Besonderes und das gemeinsam intensive Musizieren erzeugt ein schönes Gruppengefühl. Alte und neue Mitglieder aus den vielen Orchestern der Umgebung wie zum Beispiel aus dem Orchester der DHBW aus Karlsruhe und dem Sinfonieorchester Ettlingen waren zu dem Seminar angereist, das sind nur einige Beispiele für die weite Landschaft der Laienorchester in Baden-Württemberg. Die Vizepräsidentin  des LBWL und selbst passionierte Violaspielerin im Sinfonieorchester Ettlingen war auch dabei und sie nahm gerne an der Probenarbeit mit dem neuen Präsidenten und Dirigenten Alexander Adiarte teil. Und mit dem Gesamtergebnis, dem gelungenen Abschlusskonzert am Sonntag, waren alle sehr zufrieden.

Gemeinsam ein schönes Orchesterwerk eines bekannten Komponisten zu spielen, erfordert vom Einzelnen gutes Teamwork und auch die Bereitschaft zur Flexibilität. In den Heimatorchestern kann man nicht immer von einer Sinfoniebesetzung ausgehen. Und in den vorherigen Jahren hatte Corona die Durchführung des Orchesterseminars ja zweimal leider verhindert. Beim Musizieren passiert ab und zu schon immer mal wieder etwas Unvorhergesehenes und dann muss mutig improvisiert werden: Da reisst evtl. mal eine Saite und jemand braucht schnell Ersatz oder ein Bogen geht kaputt und dank eines Ersatzbogens kann dann das Konzert doch mitgespielt werden. Viele musikbegeisterte Amateurmusiker/-innen reisen immer wieder gerne zum Musizieren nach Weikersheim. Zu den Registerproben am 2. Tag kommt dann ein professioneller Musikdozent und hilft bei der Bewältigung von Strichproblemen sowie musikalischen Fragen. Bei den Violen war dies heuer der Bratscher Axel Breuch vom Staatsorchester Stuttgart. Und dank der guten Arbeit des Leitungsteams, die natürlich selbst auch beide im Orchester mitmusizieren, ging der Probenablauf und auch das Konzert dann am Sonntag relativ entspannt und reibungslos über die Bühne.

Bezüglich Besetzung und Bildung der einzelnen Instrumentengruppen ist zu sagen, dass die Situation, mit neuen Mitgliedern am Pult gut zusammenzuspielen, im Großen und Ganzen gut geklappt hat. Der Probenraum ist groß und hell und die Atmosphäre dort war sehr positiv. Das Frage, wer vorne sitzt, löste sich auch zur Zufriedenheit aller. Es erfordert aber immer etwas Zeit, Geduld und Disziplin, bis sich die Streicher der einzelnen Gruppen mit Hilfe des Dirigenten auf eine gemeinsame und für alle spielbare Interpretation einigen. Und auch die Bläser und der Schlagzeuger brachten sich und ihr musikalisches Können erfolgreich ein, so dass das Musizieren wirklich großen Spaß gemacht hat.

Abends nach der Probe trafen sich die Mitspieler/-innen dann im Schlosskeller des Schlosses Weikersheim, wo die Teilnehmer beim kühlen Bier oder Wein noch ein wenig weiterfachsimpelten oder sich auch einfach nur entspannten. Der langjährige ehemalige Leiter der Orchesterseminare, Volkmar Fritsche mit seiner Familie kam auch nach Weikersheim, begrüßte alte musikalische Kontakte und Freunde und nutzte die Gelegenheit, sich mit seinem Nachfolger auszutauschen. Der neue Leiter und Dirigent Alexander Adiarte genoss diese erfüllte Zeit und die Kommunikation mit den vielen Amateurmusikern/-innen. Gleich zu Beginn in der ersten Probe erklärte er einfühlsam den musikalischen Hintergrund der Sinfonie. Er lobte die gute Vorbereitung der Instrumentalisten, die sich ja bereits zuhause mit den im Voraus zugeschickten Noten vertraut gemacht hatten und half den Spielern dabei, den passenden musikalischen Ausdruck gut einzustudieren. Tatsächlich gelang ein rascher Probenfortschritt und eine gute Annäherung an die anspruchsvollen beiden Stücke. In vier Tagen wurden sie weitgehend konzertreif eingeübt. Ich habe den Dirigenten gefragt, was bei der Probenarbeit besonders wichtig war und freundlicherweise einige interessante Antworten bekommen. Das Interview können Sie, liebe Leser, auch gerne auf der Webseite lesen.

Es ist wichtig, auch dem Dirigier-Nachwuchs eine Chance zu geben. Am 2. Probentag durfte Kathrin Herrmann, eine Dirigier-Studentin aus Dresden und ehemalige Schülerin von Alexander Adiarte, das Orchester zu Übungszwecken einmal selbst übernehmen. Alle waren sehr gespannt, als der Dirigent, der selbst auch Geige spielt, plötzlich Ihren Platz übernahm. Sie dirigierte dann einen der schwierigen Sätze aus der großen Schubert Sinfonie. Dies gelang ihr sehr gut und es machte allen Spaß und Freude. Sie zeigte dabei schon eine eigenständige musikalische Interpretation und erhielt vom Orchester und Dirigenten Respekt und Beifall. Nach der Probe sorgte Tobias Reck durch einen kleinen Yogakurs für die Entspannung der etwas erschöpften Musiker, was auch sehr hilfreich war und guten Anklang fand. Dies darf gerne fortgeführt werden, siehe Foto.

Beim Abschlusskonzert kam dann noch zur Sprache, was den Verlauf des diesjährigen Orchesterseminars mitgeprägt hat: Der Abschied vom langjährigen Organisator und Präsidenten des baden-württembergischen Landesverbands und Musikliebhaber Ulrich Perschmann aus Stuttgart. Er ist im Herbst 2021 plötzlich verstorben. Seine Wittwe hatte am Seminar teilgenommen und die Celli trotz Ihrer Trauer im Abschlusskonzert musikalisch gut unterstützt. Und daher erinnerte Alexander Adiarte in seiner Konzertansprache vor dem zahlreich erschienenen Publikum in Bad Mergentheim an Ulrich Perschmann und seine Verdienste für die Musik; passenderweise eine Sinfonie mit traurigen, aber auch freudigen Momenten und Elementen. Die Musiker gaben Ihr Bestes und bekamen vom Leiter und auch vom Publikum respektablen Beifall. Fazit: Das war auf jeden Fall ein insgesamt schöner Orchesterworkshop und ein gelungenes Abschlusskonzert. Hoffentlich werden sich im nächsten Jahr an Himmelfahrt wieder viele Orchesterliebhaber/ - innen anmelden. Der Termin steht schon fest (18.-21. Mai 2023). Am besten den Termin jetzt im Kalender eintragen!

-Sonja Honold